Fast die Hälfte unseres Lebens schlafen wir. Obwohl wir so viel Zeit mit dem Schlafen verbringen, waren Schlaf und damit verbundene Dinge bisher kaum Gegenstand kulturwissenschaftlicher Forschung. Im Rahmen eines einjährigen Forschungsprojektes des Masters Kulturanalysen am Institut für Materielle Kultur beschäftigten wir uns deshalb genauer mit Schlaf. Dem Thema, das oft eher im medizinischen Rahmen mit Forschung in Verbindung gebracht wird, haben wir uns durch eine kulturwissenschaftliche Brille genähert und verschiedene Teilbereiche des Themas untersucht. Schon früh wurde uns bewusst, wie breit das Thema Schlaf aufgestellt ist und wie viele Facetten erforscht werden können. Zudem stellten sich schnell vermeintliche Dichotomien im Kontext des Schlafs heraus. Dichotomien in unserer Sprache helfen uns, Situationen, Gegen- und Zustände zu kategorisieren, sie dadurch sichtbar zu machen und zu beschreiben. Bezogen auf Schlaf bedeutet das konkret, dass wir ihn herkömmlicherweise als die Negation des Wachzustandes begreifen. Darüber hinaus grenzen wir Schlafen im Privaten, also beispielsweise im eigenen Schlafzimmer, vom Schlafen in der Öffentlichkeit ab. Wir sehen auch Schlaf in der realen und virtuellen Welt als sich gegenseitig ausschließend an, denn ein schlafender Mensch spielt nicht gleichzeitig ein Computerspiel und eine spielende Person schläft nicht. Ebenso verhält es sich mit der Vorstellung von uns als handelnden Subjekten, die Objekte wie eine Bettdecke als passiv definieren. Doch bestehen diese Dichotomien tatsächlich?
Es existieren Zustände, die den Gegensatz von Schlaf und Wachheit auflösen. Wenn wir nachts in einem Club tanzen, kommen wir unter Umständen in eine Art Trancezustand, der als einer zwischen Wachheit und Schlaf gesehen werden kann. Auch der öffentliche und private Raum sind nur vermeintlich voneinander abgrenzbar. Schlaf empfinden wir oft als sehr privat und intim, obwohl wir doch auch an öffentlichen Orten, wo wir den Blicken von Fremden ausgesetzt sind, schlafen. Ebenso sind Materialität und Routinen für das Zubettgehen zentral. Hierbei kann die Unterscheidung zwischen dem “Uns” als Subjekt und den “Dingen” hinterfragt werden.
Uns interessierten also Schlafräume, Wachträume und Zwischenräume, die vermeintlich starre Dichotomien in Bezug auf Schlaf in Frage stellen oder sogar auflösen. Ganz nach diesem Motto lautet der Titel unserer Arbeit „SchlafZwischenRäume(n)“.